Fernsehstar in Deutschland – Kinostar in Luxemburg
Eigentlich sollte Tommy Schlesser Rechtsanwalt werden. Doch er entschied sich für die Schauspielerei und bewies eindrucksvoll, dass dies keine brotlose Kunst sein muss. Im Gegenteil: der geborene Hauptstädter ist in Deutschland bereits ein gefeierter TV-Star, der Hauptrollen in Rosamunde Pilcher Verfilmungen bekommt und in Dauerbrennern, wie „Das Traumschiff“ oder „Die Bergretter“, mitspielt. Der junge, sympathische und gutaussehende Junge von nebenan. Doch „Schwiegermutters Liebling“ kann auch anders. In der zweiten Staffel der erfolgreichen Netflix-Serie „Capitani“ spielte er als Arthur Koenig jedenfalls keinen Sympathieträger. Im Kinofilm „Rebel“ war er islamistischer Isis-Kämpfer. Trotz seines durchschlagenden Erfolgs ist Tommy Schlesser bodenständig geblieben. Der 33-Jährige heiratete nach zwölf Jahren Beziehung 2018 in Remich seine Freundin Jill Morbach. Heute ist er ganz Familienmensch, liebt seine beiden Töchter Marie und Julie. Für sein zweites Kind hat er sogar seine Schauspiel-Karriere unterbrochen.
„Das Leben zu viert ist wunderschön“, sagt Tommy Schlesser. Der in Deutschland gefeierte Fernsehliebling und in Luxemburg bekannter Kinostar ist ein echter Familienmensch. Er ist gerne bei seiner Familie in Remich, seinen beiden Töchtern Marie und Julie sowie seiner Frau Jill. Um bei der Geburt seiner jüngsten Tochter Julie dabei zu sein, hat er sogar einige Angebote abgesagt. „In der Vergangenheit habe ich bereits einige wichtige Ereignisse verpasst – etwa den ersten Geburtstag meiner Tochter Marie, damals habe ich in Schweden gedreht. Wenn ich jetzt aus beruflichen Gründen auch noch die Geburt meiner zweiten Tochter beziehungsweise die Schwangerschaft und die Zeit danach verpasst hätte, das hätte ich mir niemals verzeihen können. Es dreht sich derzeit alles um das Baby.“ Tochter Marie ist vier Jahre alt und Julie gerade geboren.
2018 hatte Luxemburgs gefragter Schauspieler in Remich seine Freundin Jill Morbach geheiratet. Auch darin manifestiert sich Tommy Schlessers Bodenständigkeit, denn mit der zwei Jahre jüngeren Jill war der Schauspieler schon seit zwölf Jahren zusammen. Im ganz engen Familienkreis gaben sich beide in Remich das Eheversprechen ab. „Das Schöne an meiner derzeitigen Situation ist ja: Ich kann an vielen verschiedenen Orten drehen. In England, Österreich oder Spanien. Auch bei einer Serie wie „Die Bergretter“ ist man nicht in einem Hamsterrad eingesperrt. Ich konnte etwa während der Dreharbeiten, die sich über mehrere Wochen hinzogen, mehrmals nach Hause fliegen. Das war zwar immer eine Weltreise, von den Alpen nach Luxemburg“, aber er war bei seiner Familie in Luxemburg.
Familie ist für Tommy Schlesser grundsätzlich wichtig. Sein Vater, sein Großvater und sein Ur-Großvater waren Juristen. „Ich wollte die Familientradition aufrechterhalten. Das war meine eigene Entscheidung ein Jurastudium zu beginnen. Ich wurde nie von meinen Eltern überredet, den gleichen Weg einzuschlagen“, sagt er heute. Deshalb entschloss er sich in Aix-en-Provence in Südfrankreich Rechtswissenschaften zu studieren. „Mich hat das Strafrecht im Jurastudium interessiert. Als ich aber bemerkte, dass ich persönlich keine Kriminellen verteidigen kann und mich auch nicht auf die andere Seite stellen wollte, als Staatsanwalt oder Richter, gab es für mich keinen Grund mehr mit dem Studium fortzufahren.“
Erste Gehversuche bei Luxemburger Sitcoms
Er wollte Schauspieler werden und schrieb sich an der „Film Acting School“ in Köln ein. „Als mein Bedürfnis Schauspieler zu werden so groß wurde, dass für mich nichts anderes mehr in Frage kam, haben mich meine Eltern zu 100 Prozent unterstützt. Ich bin ihnen sehr dankbar dafür.“ Er hatte bereits die Aufnahmeprüfung in Köln bestanden, wo er seine Schauspielausbildung aufnehmen wollte. Da schneite ihm ein Angebot aus Luxemburgs ins Haus. Er sollte bei der TV-Sitcom „Comeback“ mitspielen. Die Sendung war eine rein luxemburgische Produktion und für RTL Télé Lëtzebuerg konzipiert. Der Inhalt: Drei Freunde schließen in einer feuchtfröhlichen Nacht eine Wette ab, die sie über 24 Folgen begleitet. Ein echter Flopp. Für die TV-Sitcom „Comeback“ stand Tommy Schlesser 2012–2013 vor der Kamera, sammelte erste schauspielerische Erfahrungen. Mit „Wat Elo?“ folgte 2013 eine weitere Sketch Comedy und ein weiterer Flopp für den Luxemburger TV-Sender RTL.
Danach absolvierte er sein Schauspielstudium in Los Angeles in den USA. Nach seiner Rückkehr kam 2015 dann der Durchbruch. Tommy Schlesser flimmerte in der erfolgreichen „Daily Soap“ des deutschen RTL „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ über die Bildschirme im Nachbarland. Eine Gastrolle, bei der Tommy Schlesser an vier Drehtagen 16 Szenen für drei Episoden einspielte. Als neuseeländischer Austauschstudent sorgte er insbesondere bei den weiblichen Rollen für ordentlich Hormon-Wallungen. Gedreht wurde in den Babelsberger Studios vor allem mit Eva Mona Rodekirchen. Sie spielte Maren. Und es ging vor allem um eins: Um eine heiße Affäre der beiden. „Es war auch die ein oder andere intensivere Szene dabei“, verriet Schlesser, der in seiner Gastrolle auch die Hüllen fallen ließ.
Nach „Seifen-Opern“ kamen die Hauptrollen
2018 stand Tommy Schlesser im Luxemburger Kinofilm „Superjhemp retörns“ vor der Kamera. Um dann nochmals in einer Luxemburger Sitcom mitzuwirken. „Zëmmer ze verlounen“ für RTL Télé Lëtzebuerg schloss nahtlos an die Flops vorhergehender Sitcoms des Luxemburger Senders an. Für Tommy Schlesser war es jedoch ein Glücksfall. „Die Sitcom stammt aus der Feder von Marco Serafini, der seit 40 Jahren in Deutschland als Regisseur arbeitet. Nach ein paar Drehwochen für die Sitcom fragte er mich: ‚Tommy, hättest du Lust in einem Rosamunde Pilcher-Film mitzuspielen?‘‘ Diese Frage war wie Musik in meinen Ohren, denn es war ein großer Traum von mir, einmal im ZDF-Herzkino mitspielen zu können. Ein paar Monate später stand ich dann tatsächlich im englischen Cornwall vor der Kamera. Für den Pilcher-Film ‚Die Braut meines Bruders‘“, schildert Schlesser.
Auch hier kommt wieder der Familienmensch zum Vorschein. Eigentlich war geplant, mit der gesamten Familie die Rosamunde-Pilcher-Verfilmung im Fernsehen anzuschauen. „Aber mit vier Kindern – meine Schwester hat auch zwei – ist das schon sehr schwierig. Außerdem will ich nicht, dass mich meine Tochter in dieser Rolle sieht, mit einer anderen Partnerin an meiner Seite. Ich weiß nicht, ob Marie das schon verstehen würde. Ich werde den Film daher gemütlich zu zweit mit meiner Frau schauen“, erklärte Tommy Schlesser kurz vor der Ausstrahlung.
Danach wird Tommy Schlesser die Rolle des „klassischen Frauenschwarms“, gutaussehenden „Sunnyboys“ und „Schwiegermutter Liebling“ nicht mehr los. Beim ZDF ist er ein gefragter Darsteller. Im Fernsehfilm „Inga Lindström“ erhält er die Hauptrolle. Im ZDF-Klassiker „Traumschiff“ steht er in Marokko neben „Traumschiff“-Kapitän Florian Silbereisen auf der Brücke. Plötzlich feierte der Luxemburger einen Erfolg nach dem anderen.
Es folgen Dreharbeiten bei den „Bergrettern“. Eine Serie die ein Millionen-Publikum begeistert – und selbst in Luxemburg gehören „Die Bergretter“ zu den beliebtesten Fernseh-Momenten überhaupt. Auch beim Kinofilm „Pan de Limón“ bekam Tomy Schlesser erneut eine Hauptrolle, für die er extra Spaisch gelernt hat. Ein Luxemburger Projekt der Deal-Productions. Die Dreharbeiten waren auf Mallorca.
Auch „schlimme Jungs“ kann der Kino-Held
Und Zack – die Karriere rollt weiter! Luxemburgs Film-Star bekam eine neue Rolle. Dabei stand er für eine Kino-Produktion vor der Kamera: eine internationale Produktion, die unter anderem die Zustände im Brüsseler Problem-Viertel „Molenbeek“ unter die Lupe nimmt! Im Action-Film und Blockbuster „Rebel“ steht er in Jordanien mit Hollywood-Regisseuren vor der Kamera. Hier zeigte Tommy Schlesser auch, dass er durchaus in der Lage ist, alles andere als „liebe Jungs“ zu spielen. In „Rebell“ spielt er einen islamischen Terroristen. „Das war eine extreme Rolle. Ich musste vor der Zusage ein wenig in mich gehen, aber zum Glück war ich mit langen Haaren und unter einem Turban kaum zu erkennen.“
In der zweiten Staffel der Erfolgsserie des Streamingdienstes Netflix „Capitani“ spielt Tommy Schlesser als Arthur Koenig sogar einen Drogenbaron – alles andere als einen Sympathieträger. Die erste Staffel „Capitani“ konzentrierte sich mehr auf den ländlichen Teil Luxemburgs. Die zweite Staffel spielt in der Hauptstadt und zeigt das multikulturelle Leben von Luxemburg. Tommy Schlesser betrachtet Streamingdienste wie Netflix als hilfreich, dass luxemburgische Formate in aller Welt exportiert werden. „Ohne Netflix hätte man die Serie ‚Capitani‘ nie in anderen Ländern zeigen können, geschweige denn, der ganzen Welt.
Niemand konnte ahnen, dass der Erfolg der Serie so groß sein wird. Die Serie wurde in fast jeder Sprache synchronisiert, sogar auf Russisch und Türkisch. Man kann wirklich sagen, dass ‚Capitani‘ die Tür für weitere Netflix-Produktionen aus Luxemburg geöffnet hat.“
Ob Islamist oder Drogenbaron – der romantischen Liebhaber liegt Tommy Schlesser deutlich mehr. Das jedenfalls gibt er selbst zu und es würde auch zum Familienmensch Tommy Schlesser passen. „Die ‚Herzkino‘-Filme und diese Produktionen mag ich“, gibt er zu.
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