Schon lange ist in Luxemburg keine sichere Medikamentenversorgung mehr gewährleistet. Seit mindestens drei Jahren dümpelt die pharmazeutische Versorgung am Rande des Zusammenbruchs (PRIVAT berichtete). Doch nun nimmt der Mangel apokalyptische Ausmaße an. Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) verschweigt bewusst die Dimension dieses Mangels. Luxemburg hängt bei Medikamenten von Belgien ab. Laut Febelco-Gruppe, Belgiens größtem Medikamentenlieferanten, sind derzeit insgesamt 1.239 Medikamente nicht verfügbar.
Betroffen sind inzwischen auch Luxemburgs Krankenhaus-Apotheken. Sie gehören zu den am besten versorgten „Pharmazien“ des Landes. Doch auch hier gibt es immer wieder die Warnung an Ärzte und medizinisches Personal: „Medikament restlos aufgebraucht!“ Aktuell ist es das Medikament „Oxynorm“. Ein hochwirksames Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Oxycodon – ein Opiat. Morphin!
Die Krankenhaus-Apotheke des CHEM bittet nun die Ärzte auf andere Medikamente mit anderen Wirkstoffen zurückzugreifen. Ärzte warnen schon lange, vor dem andauernden Wechsel oder Austausch von Medikamenten. „Ist ein Patient einmal auf ein Präparat eingestellt, kann man nicht einfach das Medikament oder sogar den Wirkstoff wechseln. Das hat fatale Auswirkungen. Verträglichkeit, Dosierung und Wirkungsweise sind völlig unterschiedlich“, so ein Mediziner. Man spiele mit der Gesundheit oder sogar mit dem Leben eines Patienten.
Die Krankenhaus-Apotheke weist selbst auf die Schwierigkeit hin. Beim Ersatzmedikament „Hydromorphon“ handelt sich beispielsweise um Kapseln mit sofortiger Freisetzung des Wirkstoffs. Beim Ersatzmedikament „Tramadol“ handelt es sich um schnell wirksame Tropfen. Patienten die keine Möglichkeit haben, auf Ersatzmedikamente zurückzugreifen und auf „Oxynorm“ angewiesen sind, oder ein nicht so wirksames Mittel erhalten, werden gnadenlos in den „kalten Entzug“ geschickt. Bei einem solchen Entzug treten 36 bis 72 Stunden nach der letzten Einnahme grippeartige Symptome wie Durchfall, Erbrechen, kalter Schweiß, Schwindel, Zittern, schlechte Laune, Angst, Schlafstörungen und anhaltendes Verlangen nach dem Opiat auf. Das ist besonders schmerzhaft.
Das ist einfach nicht hinzunehmen! Seit drei Jahren besteht dieses Problem und Gesundheitsministerin Paulette Lenert war nicht in der Lage, dafür zu sorgen, dass ausreichend wichtige und überlebenswichtige Medikamente vorausschauend bestellt werden. Dass Krankenhaus-Apotheken inzwischen improvisieren müssen, um ihre Patienten zu versorgen, ist ein echtes Armutszeugnis.
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