Im Mittelpunkt des existentiellen Streites bei den Piraten steht die inzwischen berüchtigte Malt-App ist von Clements Firma mit seinem Geschäftspartner Jerry Weyer entwickelt worden. Warum wurde diese App finanziell über die PIRATEN abgewickelt?
2016/2017 gab es vom ONA eine Ausschreibung für eine Sprach-App für syrische Flüchtlinge. Bei dieser Ausschreibung durften keine Firmen teilnehmen, sondern nur gemeinnützige Vereine. Da die Piratenpartei als ASBL gegründet wurde, hat die Parteiführung beschlossen an der Ausschreibung teilzunehmen. Wobei von dieser Parteiführung außer Sven Clement keiner mehr da ist. Die Piraten haben den Auftrag dann an Clements Firma weitergeben. Eigentlich dreht es sich beim Streit mit Sven Clement tatsächlich um diese MALT- App. Es gab Fehler bei der Abrechnung und die Abgeordneten in der Chamber hatten dazu Fragen. Daraus entstand eine interne Diskussion innerhalb der Piraten, bis Ben Polidori es bei seinem Austritt öffentlich machte.
Daraus ist dann ein sehr heftiger Streit zwischen Sven Clement und Marc Goergen geworden. Warum?
Ich will nicht, dass die Mitglieder unserer Partei für die Fehler anderer, für eine Parteileitung die es nicht mehr gibt, zahlen müssen. Und Sven Clement will auch nicht zahlen.
Kam das schleichend oder haben sie sich noch nie gut verstanden?
Ich glaube, bei Ben Polidori hat sich der Frust, wie Sven mit den Mitgliedern der Parteileitung umging, über Monate angehäuft. Er war noch nicht so lange dabei, wie ich. Aber auch in den Bezirken und bei den Gemeindevertretern hatte sich Frustration aufgebaut. Als Ben ging, hat sich diese Frustration entladen. Ich persönlich habe den Umgang von Sven mit meiner Person verdrängt. Ich bin als Mensch ein völlig anderer Charakter als ein Ben Polidori. Ich habe die Frustration nicht mit nach Hause genommen.
Sven muss sich entschuldigen und zahlen!
Ist das Ganze noch zu kitten?
Kitten? Sehr schwierig! Es wäre aber ein sehr guter Anfang, wenn Sven Clement sich bei den Mitgliedern entschuldigen und Fehler eingestehen würde sowie das von der ONS geforderte Geld zurückzahlen würde. Es wäre zumindest ein Weg der funktionieren könnte. Letztendlich entscheiden es unsere Mitglieder. Auf jeden Fall haben wir uns in der Vergangenheit viel zu sehr auf eine einzige Person konzentriert. Sven Clement war eine One-Man-Show. Das darf und wird es nicht mehr geben. Der Team-Gedanke rückt deutlich in den Vordergrund. Die Verantwortung und der Entscheidungsprozess in der Partei werden auf deutlich mehr Schultern verteilt. Dazu gibt es ein neues Statut. Die Mitglieder werden dazu befragt. Im November ist der Kongress.
Die PIRATEN zerlegen sich mit der Schlammschlacht selbst. Überleben die PIRATEN überhaupt?
Ganz viele Menschen in Luxemburg, die ich nicht einmal kannte, sind in der letzten Zeit auf mich zugekommen, und haben gesagt, dass die Partei auf keinen Fall aufgeben darf. Wir müssen den angerichteten Schaden reparieren. Mit ist klar: Das Vertrauen ist weg! Deshalb müssen wir über die nächsten Monate seriös arbeiten. Natürlich muss sich auch in der Außendarstellung deutlich etwas ändern, deshalb setzen wir auf Transparenz. Wir wollen die transparenteste Partei in ganz Luxemburg werden. Die Partei ist sicherlich dazu bereit, muss aber noch vielfältiger aufgestellt werden.
Hand aufs Herz! Clement zieht eine anrüchige Reputation hinter sich her, was Geld angeht. Ist Sven Clement etwa geldgierig?
Er mag es Geld zu haben. Er gibt auch gerne damit an, was er hat. Wer sich seine Internetseite ansieht, kann sich selbst ein Urteil darüber bilden. Es ist jedenfalls nicht so gut für die Partei, wenn man verbreitet, dass man 16.000 Euro cash auf seinem Bankkonto hat. Wir sind schließlich eine Partei, die Menschen vertritt, die nicht viel Geld im Portemonnaie haben und finanziell nicht so gut dastehen. Ich persönlich würde so etwas nie machen.
Einst war doch alles Freude, Freude, Eierkuchen. Sie haben doch sogar einmal für Sven Clement in dessen Firma gearbeitet?
Ja. Das war 2016. Ich habe dort als Außendienstmitarbeiter für Clement gearbeitet. Aber ich habe freiwillig gekündigt. Es war ein guter Job, aber man wurde ständig überwacht und schlecht bezahlt. Es gab nur Mindestlohn. Was fehlte war ein positives Umfeld und das Arbeitsklima stimmte nicht.
Ein schlecht bezahlter Job und ein schlechtes Arbeitsklima
War es damals nicht eher ein Gefälligkeitskontrakt?
Ja – weil man sich halt kannte. Ich war 2014 aus der aktiven Parteiarbeit bei den Piraten ausgeschieden. Für ihn war es 2016 eine gute Möglichkeit, mich in der Partei zu halten und an die Piraten zu binden. Aber wie gesagt, das Umfeld stimmte nicht.
Clement verunglimpft Sie jetzt, weil sie bereits zwei Pleiten hinter sich haben…
Das erste Unternehmen war 2016 ein Magazin für Flugsimulationen. Doch der Markt brach wegen der zunehmenden Onlinespiele und Flugsimulationsdokumentationen zusammen. Ich bin dann zu Clement & Weyer gewechselt. Nach dem ich von Clement weggegangen bin, habe ich 2019 eine Publikation für die Gemeinde Mondorf gemacht. Das funktionierte sehr gut. Als ich dann Abgeordneter wurde und der Bürgermeister wechselte, wurde mir der Auftrag entzogen.
Wird es in der neu aufgestellten Partei auch weiterhin einen Marc Goergen in einer Führungsposition geben?
Die Piraten können auch sehr gut ohne mich auskommen und werden auch ohne mich funktionieren. Es sind genug gute Leute da. Ich weiß: Es wird sehr schwierig. Ich bleibe jedenfalls der Partei treu und werde bei den Piraten weitermachen. Ich kann unsere Mitglieder doch nicht enttäuschen. Aber ich werde kein Parteikoordinator bleiben und möchte auch keine Führungsposition. Ich bin kein zweiter Sven Clement. Der neue Vorstand wird aus den Vertretern der Piraten in der Chamber und den Gemeinderäten bestehen, neun Mitglieder, die keinem Gremium angehören, sowie mindestens zwei Koordinatoren.
Sie haben eine Anzeige wegen Dokumentenfälschung eingereicht.
Ich darf darüber nicht sprechen. Aber es handelt sich um Unterschriften auf Dokumenten, für die es keine erbrachten Leistungen gab. Auch um einen Kontoauszug, der nicht mit den Geldbewegungen übereinstimmt.
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